Damals war alles anders Workshop
Lokalgeschichtlicher Blick auf Steglitz-Zehlendorf – Fokus Migration, Flucht und Zivilcourage, 23.10.-11.12.2012
In Steglitz-Zehlendorf befinden sich viele historische Orte. An einigen kann die geschichtliche Dimension der Themen Migration und Flucht, aber auch Zivilcourage aufgearbeitet werden. Zwölf Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahre haben sich sehr selbstbestimmt auf Spurensuche begeben und unterschiedliche, spannende Orte für Erkundungen ausgewählt.
Zum Anfang des Seminars setzen sie sich anhand eines Zeitstrahls* ganz allgemein mit der Bedeutung von Geschichte auseinander. Welche Ereignisse aus der Vergangenheit finde ich heute spannend? Hat das Ereignis eine Wirkung bis in die Gegenwart? Wenn ja, welche? Welche Ereignisse von gestern sind wichtig für uns alle oder gibt es welche, die nur bestimmte Gruppen spannend sind? Ist die Fußball-WM von 2006 ein „historisches Ereignis“? Diese Fragen begleiteten die Gruppe durch den gesamten Workshop. Zu jeder Sitzung bekamen die Jugendlichen kleine Hausaufgaben in Sachen Geschichte: Jeder brachte einen persönlichen Gegenstand von zu Hause mit, der für ihn Geschichte bedeutete und erklärte ihn den anderen Jugendlichen.
Oder sie recherchierten den geschichtlichen Hintergrund zu den Straßen, in denen sie wohnen.
Die historischen Orte für die Kiezführerrecherchen wählten die Jugendlichen sehr selbstbestimmt
aus. Sie beschäftigten sich mit der Spiegelwand auf dem Hermann-Ehlers-Platz – ein Denkmal für die ermordeten Steglitzer und Zehlendorfer Juden zur Zeit des Nationalsozialismus. Sie besuchten das heutige Bundesarchiv, das früher einmal ein Ausbildungsort für Soldaten war und im Nationalsozialismus für die SS-Leibstandarte von Adolf Hitler Unterkunft bot. Im Botanischen Garten lernten sie den Freigeist Friedrich Althoff kennen und sie erfuhren im Heimatmuseum Steglitz, wie viele wichtige technische Erfindungen hier im Stadtteil gemacht wurden. Die Gruppe besuchte den Teltowkanal als ehemalige Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland, an der Roland Hoff bei einem Fluchtversuch sein Leben verlor. Den Titania Palast fanden die Jugendlichen ebenso spannend wie die Schlossstraße, die als drittgrößte Einkaufsmeile von Berlin den Stadtteil und den Ruf von Steglitz seit vielen Jahren prägt.
* Die Anregung zu dieser Methode stammt von Elke Gryglewski, wissenschaftlich-pädagogische Mitarbeiterin in der Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“